Kolumba
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Required Reading
… oder was ich immer schon lesen wollte
Jeweils am zweiten Donnerstag im Monat, 17:30–19 Uhr

Ein Notizheft des amerikanischen Künstlers Paul Thek in der Sammlung von Kolumba trägt den Titel Required Reading (Pflichtlektüre). Im Inneren finden sich längere und kürzere Zitate aus unterschiedlichen, meist philosophisch-spirituellen Texten, vom Künstler handschriftlich festgehalten und über die Zeiten hinweg gesammelt. Diese Idee einer subjektiven Sammlung von besonders wichtigen Texten greifen wir auf: Wir laden monatlich Gäste ein, einen Text mitzubringen, der ihnen besonders am Herzen liegt und den zu lesen sie uns hier und heute empfehlen. Required Reading stellt also keinen (neuen) Kanon der Pflichtlektüren auf; vielmehr laden wir dazu ein, ausgelegten Spuren zu folgen und die eigene Leseerfahrung im Austausch mit dem jeweiligen Gast und anderen Besucher*innen einzubringen. Required Reading findet immer am zweiten Donnerstag im Monat statt, jeweils von 17:30 bis 19 Uhr. Die Veranstaltung wird von unserem Gastkurator Andreas Speer (Professor für Philosophie an der Universität Köln) konzipiert und jeweils von den wechselnden Gästen moderiert. Der Eintritt ist frei. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur vorausgehenden Lektüre. Wenn Sie an einer Veranstaltung teilnehmen möchten, senden Sie bitte eine Mail an mail@kolumba.de. Sie bekommen den Text dann als PDF zugeschickt.

Donnerstag 11. Januar, 15. Februar, 14. März, 11. April, 13. Juni, 11. Juli, 8. August 2024


13. Juni, 17:30 Uhr
Andreas Maier: Halldór Laxness, Am Gletscher (Deutsche Ausgabe 1998)

Vergangene Veranstaltungen:

11. Januar, 17:30 Uhr
Christian Feldbacher-Escamilla: Julio Cortázar, Rayuela, erschienen 1963, auf Deutsch 1981

Der argentinisch-französische Schriftsteller Julio Cortázar (1914–1984) hat wesentlich zur Etablierung eines weltweiten Interesses an lateinamerikanischer Literatur beigetragen. Seine Werke sind gefüllt mit und geleitet von philosophischen Fragestellungen. Er selbst hat sein Hauptwerk Rayuela als »metaphysischen Roman« bezeichnet, in welchem die Hauptcharaktere auf der Suche nach dem Wesentlichen sind. Dem Wesentlichen und Notwendigen steht das Zufällige, das Kontingente entgegen. Dieses Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit und Zufall durchleben nicht nur die Protagonist*innen des Romans, sondern auch wir auf vielfältige Weise. Wir können vermuten, dass mit dem Schwinden von Autoritäten im Sinne der Aufklärung dieses Spannungsfeld gewachsen ist und – wie vielleicht die vielen Polarisierungen unserer Zeit nahelegen – aktuell an eine Grenze des Zerreissens gelangt ist. Cortázar schlägt zwei verschiedene Möglichkeiten vor, den Text zu lesen: fortlaufend und sprunghaft. Diese Möglichkeit der alternativen Texterschließung legt die Frage nahe, was denn die »Essenz« des Werkes ist; ob man überhaupt von nur einem Werk oder ob man von mehreren sprechen sollte; und auch ob ein und demselben Individuum tatsächlich beide Möglichkeiten der Texterschließung offen stehen. Diese Metaperspektive von den Inhalten des Romans/der Romane auf den Roman/die Romane macht den Text besonders interessant für eine gemeinsame Erschließung.

15. Februar, 17:30 Uhr
Andreas Speer: Sarah Stroumsa, Das Kaleidoskop der Convivencia. Denktraditionen des Mittelalters im Austausch zwischen Islam, Judentum und Christentum, Freiburg 2023 (Ausschnitt)

Im vergangenen Jahr erschien ein Buch von Sarah Stroumsa, emeritierte Professorin für Arabistik an der Hebrew University Jerusalem, dessen Titel Programm ist: Das Kaleidoskop der Convivencia. Denktraditionen des Mittelalters im Austausch zwischen Islam, Judentum und Christentum. Das Anliegen dieses Buches ist eine neue, integrative Darstellung verschiedener philosophischer und theologischer Traditionen in der islamischen Welt des 7. bis 15. Jahrhunderts, die sich von den Mittelmeerregionen, der Levante bis zu den Ländern des Indischen Ozeans erstreckt. Diese Convivencia (=Zusammenleben) – das ist die Botschaft dieses Buches – war nicht nur eine theoretische Idee, sondern gelebte Wirklichkeit.

14. März, 17:30 Uhr
Christoph Helmig: Peter Handke, Versuch über den geglückten Tag, 1991

Peter Handkes Versuch über den geglückten Tag (1991) ist einer von insgesamt fünf Versuchen, in denen er sich Phänomenen des Alltags beschreibend nähert (Glück, Müdigkeit, die Jukebox, der „stille Ort“ und der Pilznarr). Das Buch steht in der Tradition antiker Diskussionen über das Glück oder die Glückseligkeit (eudaimônia) und eröffnet bereits mit dem Motto aus Paulus‘ Brief an die Römer („Der den Tag denkt, denkt dem Herrn“, 14.6) eine theologische Dimension des Nachdenkens über das Glück(en). Für den Erzähler, das wird schnell deutlich, ist das Tagwerk eng verbunden mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Allerdings impliziert jeder Versuch auch die drohende Möglichkeit des Scheiterns …

11. April, 17:30 Uhr
Miriam Rogasch: Miranda Fricker, Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens, erschienen 2007 (auf Deutsch 2023)

Frickers Werk, das unter dem englischen Originaltitel Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing bereits 2007 erschienen ist, ist 2023 auch ins Deutsche übersetzt veröffentlicht worden. Die Erscheinung der deutschen Übersetzung möchten wir zum Anlass nehmen, den von ihr geprägten Begriff der „epistemischen Ungerechtigkeit“ zumindest in einer der beiden Ausformungen, die sie identifiziert, nämlich der der Zeugnisungerechtigkeit (testimonial injustice), näher zu betrachten.
Was Frickers Werk zu einem required reading macht, ist vor allem der unbestreitbare Erfolg der Begriffsprägung. Seit Erscheinen des Werkes scheint kein Weg mehr an diesem Begriff vorbeizuführen, den es vorher gar nicht gab: Es hat unzählige Artikel und Forschungsprojekte zum Thema der epistemischen Ungerechtigkeit gegeben und gibt sie weiterhin, der Begriff wurde auch auf Felder angewendet, die bei Fricker selbst, deren Fokus vor allem auf Rassismus und Sexismus liegt, noch keine Erwähnung finden, etwa den Bereich der Neurodiversität und der Medizin. Angesichts dieses Erfolges scheint es angebracht, sich auf den Ursprung zurückzubesinnen und zu fragen, wie Fricker selbst genau die epistemische Ungerechtigkeit definiert und mit welcher Motivation sie dies tut. Was sind die Kriterien dafür, dass epistemische Ungerechtigkeit vorliegt? Warum ist die Überschneidung von epistemologischen und ethischen Elementen so zentral? Sollte der Begriff angesichts veränderter Medien- und Kommunikationsformen heute angepasst werden? Das Gespräch wird moderiert von Miriam Rogasch, Mitarbeiterin am Kölner Thomas-Institut.


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Kunstmuseum
des Erzbistums Köln

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3-6/24 Schulen zu Gast
02/24 Peace upon you, Jerusalem
1-8/24 Required Reading
01/24 Freundschaft ist Freude
11/23 Klangwerkstatt
11/23 Für Aller Seelen 5
10/23 Der andere Blick auf Kunst
08/23 Ein ukrainisches Kolumba
08/23 Bücher-Sonderverkauf
06/23 Un Film Dramatique
05/23 Kunsthaus Kalk-Atelier
04/23 Antarktis-Schaltung
01/23 Das Lesezimmer
11/22 Klangwerkstatt
11/22 Für Aller Seelen 4
11/22 mit Blick auf ...
07/22 Vortrag Linda Wiesner
05/22 Vortrag Rolf Lauer
11/21 Klangwerkstatt
11/21 Für Aller Seelen 3
08/21 New Ocean Sea Cycle
08/21 Kunst kommt aus dem Schnabel
07/21 Kunst als körperliches Erlebnis?
07/21 DE-COR (lake)
07/21 Performance Richard Tuttle
06/21 BODY TALE
02/21 Tonspur_Achim Lengerer
09/20 Fritz Hauser
05/20 Pfingstgottesdienst der ARD
01/20 Gespräche zur Zeit
01/20 Sternsinger
11/19 Theaterpreis
11/19 Klangwerkstatt
11/19 Für Aller Seelen 2
10/19 Restaurierungs-Werkstatt
10/19 Offenbach-Werkstatt
09/19 Bundespräsident
04/19 Religion und Humor
12/18 Büro-Termine
12/18 Finissage Michael Oppitz
11/18 Klangwerkstatt
11/18 Circumstance
18/06 Kolumba zu Gast
04/18 Ringvorlesung
02/18 Aktionstag des Berufskollegs
12/17 Schenkung Renate König
11/17 Klangwerkstatt
08/17 Zehn Jahre Kolumba
07/17 Flötenwerkstatt
06/17 Fronleichnam
06/17 Thomas-Morus-Akademie
06/17 Vortrag Rüdiger Joppien
04/17 Künstlergespräch
03/17 Schulen zu Gast V
03/17 Künstlergespräch
01/17 Konzertreihe
11/16 Klangwerkstatt
11/16 Konzert E-MEX Ensemble
10/16 VII. Albert Gespräch
07/16 Erzählter Vortrag
06/16 Eric Hattan & Julian Sartorius
06/16 Oper Köln - Liederabend
05/16 new talents
05/16 Harvey Death of Light
12/15 Trickfilmwerkstatt
11/15 Ukulelen-Ensemble
11/15 Lesewerkstatt
11/15 Klangwerkstatt
10/15 E-MEX Ensemble
10/15 Winterreise
10/15 Albert-Gespräch
09/15 European Workshop
09/16 Lesestunde
09/15 Lesung Navid Kermani
08/15 Love & Diversity
07/15 Ensemble Unterwegs
06/15 FORSETI feat. subsTANZ
06/15 Oper Köln zu Gast
03/15 Trickfilmwerkstatt
11/14 Tonspur (Achim Lengerer)
11/14 Edith Stein Tagung
11/14 Klangwerkstatt
10/14 Philosophisches Gespräch
10/14 E-MEX-Ensemble
10/14 Albert-Gespräch
10/14 Philosophisches Seminar
06/14 Schulen zu Gast III
05/14 Ensemble Garage
05/14 Veranstaltungen Intervention
04/14 start:review
04/14 West Coast Soundings
02/14 Barlach-Haus
12/13 Ukulelen-Ensemble
11/13 Tanzperformance
11/13 Klangwerkstatt
10/13 E-MEX-Ensemble
10/13 Albert-Gespräch
07/13 Katrin Zenz
06/13 Frank Gratkowski
06/13 HornroH Duo
05/13 Performances
03/13 Horatiu Radulescu
11/12 Klangwerkstatt
10/12 E-MEX-Ensemble
09/12 Mädchenkantorei
08/12 Cage: Empty Words
08/12 Schulen zu Gast II
08/12 Allen Malern herzlichen...
07/12 Tischgespräche
06/12 Tischkonzert
06/12 Kammer der Andacht
05/12 episteme
05/12 new talents
04/12 Cage: A Collection of Rocks
03/12 Cage: Number Pieces
03/12 Hans Otte
11/11 Klangwerkstatt
10/11 Albert-Gespräch
09/11 Implodierender Schreibtisch
07/11 Finissage
07/11 Schulen zu Gast I
11/10 Klangwerkstatt
11/10 Joseph Marioni
10/10 Albert-Gespräch
06/10 Steffen Krebber
05/10 Heilig-Geist-Retabel
02/10 Bernhard Leitner
02/10 Aschermittwoch
11/09 Klangwerkstatt
09/09 Andor Weininger
11/08 Klangwerkstatt
10/08 Donaueschinger Musiktage
06/08 Kolumba singt!
05/08 Katholikentag
04/08 Verabschiedung JMP
02/08 Alphornbläser
12/07 Deutschlandradio live
04/07 Art Cologne
08/05 1st view!
12/04 Die Pietà aus St. Kolumba
11/03 Schauspielhaus Köln
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Veranstaltungen :: 1-8/24 Required Reading

Required Reading
… oder was ich immer schon lesen wollte
Jeweils am zweiten Donnerstag im Monat, 17:30–19 Uhr

Ein Notizheft des amerikanischen Künstlers Paul Thek in der Sammlung von Kolumba trägt den Titel Required Reading (Pflichtlektüre). Im Inneren finden sich längere und kürzere Zitate aus unterschiedlichen, meist philosophisch-spirituellen Texten, vom Künstler handschriftlich festgehalten und über die Zeiten hinweg gesammelt. Diese Idee einer subjektiven Sammlung von besonders wichtigen Texten greifen wir auf: Wir laden monatlich Gäste ein, einen Text mitzubringen, der ihnen besonders am Herzen liegt und den zu lesen sie uns hier und heute empfehlen. Required Reading stellt also keinen (neuen) Kanon der Pflichtlektüren auf; vielmehr laden wir dazu ein, ausgelegten Spuren zu folgen und die eigene Leseerfahrung im Austausch mit dem jeweiligen Gast und anderen Besucher*innen einzubringen. Required Reading findet immer am zweiten Donnerstag im Monat statt, jeweils von 17:30 bis 19 Uhr. Die Veranstaltung wird von unserem Gastkurator Andreas Speer (Professor für Philosophie an der Universität Köln) konzipiert und jeweils von den wechselnden Gästen moderiert. Der Eintritt ist frei. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur vorausgehenden Lektüre. Wenn Sie an einer Veranstaltung teilnehmen möchten, senden Sie bitte eine Mail an mail@kolumba.de. Sie bekommen den Text dann als PDF zugeschickt.

Donnerstag 11. Januar, 15. Februar, 14. März, 11. April, 13. Juni, 11. Juli, 8. August 2024


13. Juni, 17:30 Uhr
Andreas Maier: Halldór Laxness, Am Gletscher (Deutsche Ausgabe 1998)

Vergangene Veranstaltungen:

11. Januar, 17:30 Uhr
Christian Feldbacher-Escamilla: Julio Cortázar, Rayuela, erschienen 1963, auf Deutsch 1981

Der argentinisch-französische Schriftsteller Julio Cortázar (1914–1984) hat wesentlich zur Etablierung eines weltweiten Interesses an lateinamerikanischer Literatur beigetragen. Seine Werke sind gefüllt mit und geleitet von philosophischen Fragestellungen. Er selbst hat sein Hauptwerk Rayuela als »metaphysischen Roman« bezeichnet, in welchem die Hauptcharaktere auf der Suche nach dem Wesentlichen sind. Dem Wesentlichen und Notwendigen steht das Zufällige, das Kontingente entgegen. Dieses Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit und Zufall durchleben nicht nur die Protagonist*innen des Romans, sondern auch wir auf vielfältige Weise. Wir können vermuten, dass mit dem Schwinden von Autoritäten im Sinne der Aufklärung dieses Spannungsfeld gewachsen ist und – wie vielleicht die vielen Polarisierungen unserer Zeit nahelegen – aktuell an eine Grenze des Zerreissens gelangt ist. Cortázar schlägt zwei verschiedene Möglichkeiten vor, den Text zu lesen: fortlaufend und sprunghaft. Diese Möglichkeit der alternativen Texterschließung legt die Frage nahe, was denn die »Essenz« des Werkes ist; ob man überhaupt von nur einem Werk oder ob man von mehreren sprechen sollte; und auch ob ein und demselben Individuum tatsächlich beide Möglichkeiten der Texterschließung offen stehen. Diese Metaperspektive von den Inhalten des Romans/der Romane auf den Roman/die Romane macht den Text besonders interessant für eine gemeinsame Erschließung.

15. Februar, 17:30 Uhr
Andreas Speer: Sarah Stroumsa, Das Kaleidoskop der Convivencia. Denktraditionen des Mittelalters im Austausch zwischen Islam, Judentum und Christentum, Freiburg 2023 (Ausschnitt)

Im vergangenen Jahr erschien ein Buch von Sarah Stroumsa, emeritierte Professorin für Arabistik an der Hebrew University Jerusalem, dessen Titel Programm ist: Das Kaleidoskop der Convivencia. Denktraditionen des Mittelalters im Austausch zwischen Islam, Judentum und Christentum. Das Anliegen dieses Buches ist eine neue, integrative Darstellung verschiedener philosophischer und theologischer Traditionen in der islamischen Welt des 7. bis 15. Jahrhunderts, die sich von den Mittelmeerregionen, der Levante bis zu den Ländern des Indischen Ozeans erstreckt. Diese Convivencia (=Zusammenleben) – das ist die Botschaft dieses Buches – war nicht nur eine theoretische Idee, sondern gelebte Wirklichkeit.

14. März, 17:30 Uhr
Christoph Helmig: Peter Handke, Versuch über den geglückten Tag, 1991

Peter Handkes Versuch über den geglückten Tag (1991) ist einer von insgesamt fünf Versuchen, in denen er sich Phänomenen des Alltags beschreibend nähert (Glück, Müdigkeit, die Jukebox, der „stille Ort“ und der Pilznarr). Das Buch steht in der Tradition antiker Diskussionen über das Glück oder die Glückseligkeit (eudaimônia) und eröffnet bereits mit dem Motto aus Paulus‘ Brief an die Römer („Der den Tag denkt, denkt dem Herrn“, 14.6) eine theologische Dimension des Nachdenkens über das Glück(en). Für den Erzähler, das wird schnell deutlich, ist das Tagwerk eng verbunden mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Allerdings impliziert jeder Versuch auch die drohende Möglichkeit des Scheiterns …

11. April, 17:30 Uhr
Miriam Rogasch: Miranda Fricker, Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens, erschienen 2007 (auf Deutsch 2023)

Frickers Werk, das unter dem englischen Originaltitel Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing bereits 2007 erschienen ist, ist 2023 auch ins Deutsche übersetzt veröffentlicht worden. Die Erscheinung der deutschen Übersetzung möchten wir zum Anlass nehmen, den von ihr geprägten Begriff der „epistemischen Ungerechtigkeit“ zumindest in einer der beiden Ausformungen, die sie identifiziert, nämlich der der Zeugnisungerechtigkeit (testimonial injustice), näher zu betrachten.
Was Frickers Werk zu einem required reading macht, ist vor allem der unbestreitbare Erfolg der Begriffsprägung. Seit Erscheinen des Werkes scheint kein Weg mehr an diesem Begriff vorbeizuführen, den es vorher gar nicht gab: Es hat unzählige Artikel und Forschungsprojekte zum Thema der epistemischen Ungerechtigkeit gegeben und gibt sie weiterhin, der Begriff wurde auch auf Felder angewendet, die bei Fricker selbst, deren Fokus vor allem auf Rassismus und Sexismus liegt, noch keine Erwähnung finden, etwa den Bereich der Neurodiversität und der Medizin. Angesichts dieses Erfolges scheint es angebracht, sich auf den Ursprung zurückzubesinnen und zu fragen, wie Fricker selbst genau die epistemische Ungerechtigkeit definiert und mit welcher Motivation sie dies tut. Was sind die Kriterien dafür, dass epistemische Ungerechtigkeit vorliegt? Warum ist die Überschneidung von epistemologischen und ethischen Elementen so zentral? Sollte der Begriff angesichts veränderter Medien- und Kommunikationsformen heute angepasst werden? Das Gespräch wird moderiert von Miriam Rogasch, Mitarbeiterin am Kölner Thomas-Institut.