Kolumba
Kolumbastraße 4
D-50667 Köln
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5. August bis 16. Oktober 2005
Arma Christi – Zeichen des Leidens und des Heils
Kabinettausstellung zum Weltjugendtag

»Dem heiligen Kreuz, Nägeln und Speer
sollen wir erbieten Zucht und Ehr.
Geißeln, Ruten, die Dornenkron
sollen wir allzeit ehren schon,
und des himmlischen Königs [sollen sie] werden
sieghafte Waffen hier auf Erden,
durch die wir hoffen sollen allzeit,
zu erwerben die Seligkeit.«

Dieses kurze Gebet auf dem Bild der Heiligen Lanze, mit der die Seite Christi nach seinem Tod geöffnet worden sein soll (Joh 19,34), beschreibt kurz und prägnant das Thema unserer Ausstellung. Der Autor der Verse bezeichnete die Werkzeuge der Passion als sieghafte »Waffen« (lat. arma), denn mit den durch Kreuz, Nägel, Speer, Geißeln, Ruten und die Dornenkrone erlittenen Schmerzen erstritt der Gottessohn die Erlösung der Menschheit. Authentische Relikte seines Leidensweges galten daher schon früh nicht nur als Zeugnis des historischen Geschehens, sondern auch als wirkmächtige Reliquien, die den Beistand Gottes garantierten. Nach der Eroberung von Byzanz im Jahre 1204 gelangten viele dieser Reliquien in das Abendland. Einige der prominentesten, darunter die Dornenkrone und Splitter des Wahren Kreuzes, erwarb der französische König Ludwig IX. (1226-1270), der 1297 heilig gesprochen wurde. Aus seinem in der Sainte-Chapelle in Paris gehüteten Schatz verschenkte er immer wieder kleinere Fragmente, unter anderem an den Dominikanerkonvent von Lüttich. Dort ließ man als würdige Hülle für die Gaben drei Reliquiare – eine Krone und zwei Kreuze – anfertigen, die heute im Louvre zu Paris und in Kolumba, Köln, aufbewahrt werden. Seit 1945 voneinander getrennt, sind sie jetzt aus Anlass des Weltjugendtages erstmals wieder vereint.
Die römisch-deutschen Kaiser verfügten seit dem 10. Jahrhundert ebenfalls über einen Fundus an Passionsreliquien, die in den Reichsinsignien (Wien, Schatzkammer) eingeschlossen sind. Besondere Verehrung wurde einem Partikel des Kreuzes, der Heiligen Lanze und dem in ihre Spitze eingearbeiteten Kreuzesnagel zuteil. Nach der Einfürung des »Festes der Lanze und der Nägel des Herrn« im Jahre 1354 entwickelte sich eine Wallfahrt anlässlich der jährlichen Heiltumsweisungen, die anfangs in Prag, seit 1424 aber in Nürnberg stattfanden. Die Verehrung schlug sich in zahlreichen Reproduktionen nieder, wie z.B. in der schon anfangs erwähnten Darstellung der Lanze und der Kreuzesnägel. Im Bild dieser und anderer Reliquien wird die Authentizität durch die mit dem Original identischen Abmessungen übermittelt. Beischriften weisen ausdrücklich darauf hin: die exakte Länge des Speeres und der bei der Kreuzigung verwendeten Nägel, die genaue Tiefe, bis zu der die Lanzenspitze in die Brust Christi eindrang, oder das korrekte Maß seiner Seitenwunde.
Das Leiden Christi wurde seit Bernhard von Clairvaux (1090-1153) zunehmend zum Gegenstand frommer Andacht. Es entstanden neue Bildthemen, die neben die Realien der Passionsreliquien traten. Weit verbreitet war die Darstellung der Arma Christi. Kreuz, Dornenkrone, Lanze, Nägel, Hammer und Leiter, Gewand, Lenden– und Leichentuch, Geißelsäule, Ruten und Fesseln sowie alle übrigen Gegenstände und das gesamte Personal des historischen Geschehens werden zu knappen Bildformeln verdichtet und ohne Rücksicht auf die Chronologie der Ereignisse zu einer ausgewogenen Komposition zusammengestellt. Jedes einzelne Pictogramm ruft eine Station der Passion in Erinnerung, ohne die Szene im Detail vorzugeben. Der Betrachter ist auf seine Kenntnis der Heiligen Schrift angewiesen, deren Schilderung er mit individuell imaginierten Details bereichern kann. Für einzelne Elemente dieses Ensembles entwickelte sich eine eigene Verehrung, die in kirchlichen Festen (Lanzen, Nägel, Dornenkrone, Fünf Wunden und Antlitz Christi) und im Bereich der privaten Frömmigkeit ihren Ausdruck fand. Das Motiv der Arma Christi fand auch Eingang in die künstlerische Ausgestaltung der Liturgie. Die Vergengenwärtigung der Passion während der Messe legte eine an dem historischen Geschehen orientierte bildliche Umsetzung nahe. Im Jahre 1215 wurde die Transsubstantiation, der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi während der Feier der Eucharistie, im Glaubensbekenntnis des 4. Laterankonzils ausdrücklich formuliert. In der Folge wurde das unsichtbare Geheimnis mit neun Bildformeln verbunden. Zweifeln an dieser Lehre trat seit dem 14. Jahrhundert die Gregorsmesse entgegen: Während Papst Gegor I. (590-604) die Wandlung vollzog, erschien der Erlöser als Schmerzensmann auf dem Altar und zerstreute so die Bedenken eines an der Messe teilnehmenden Gläubigen. In zahlreichen Darstellungen dieses Ereignisses ist die Gestalt des lebend-toten Christus umgeben von den Arma Christi als Erinnerung an die Passion. Dabei agiert der Papst häufig mit dem Rücken zum Betrachter, dem auf diese Weise die Rolle des zweifelnden Gläubigen zugewiesen wird. Die Arma führen die Sündhaftigkeit vor Augen, denn wegen der Sünden der Menschen musste Christus die Passion erleiden. Eine byzantinische Mosaikikone in der römischen Kirche S. Croce in Gerusaleme galt im Mittelalter fälschlich als Stiftung des hl. Gregor, in der er seine Vision für die Nachwelt festgehalten hatte (zurzeit in der Ausstellung »Ansichten Christi« im Wallraf-Richartz-Museum, Köln, zu sehen). Mit einem umfangreichen Ablass vesehen, gelangte das Bild zu einer großen Popularität und wurde vielfach kopiert, z. B. in der ausgestellten Gregorsmesse vom Meister des Aachener Altares. Als Einfluss der Reformation ist vielleicht die Modifikation der Szene auf dem Nürnberger Lanzenbild von 1597 zu verstehen, auf dem sich körperlose Erscheinung zu einem Tafelbild im wahrsten Sinne des Wortes verfestigt. Der Schmerzensmann stellt zum einen die Quelle des eucharistischen Sakramentes dar, doch forderte er zum anderen auch als Inbegriff menschlichen Schmerzes zum Mitleiden auf. Das große Relief aus dem Köner Dom holt den zeitlosen lebend-toten Christus wieder in die historische Gebundenheit der Ecce homo-Szene zurück. Mit den Worten »Seht, da ist der Mensch.« (Ecce homo) präsentierte Pilatus den Gottessohn dem jüdischen Volk (Joh 19,5). Schon allein die suggestive Größe der Relieffigur versetzt den Betrachter in die Position der durch den Statthalter Angesprochenen. Darüber hinaus provoziert die gigantische Dornenkrone zur Meditation über das Leiden, das die Erlösung von allen Sünden bewirkt. Das Gebet auf dem Holzschnitt der ausgestellten Kusstafel bringt es auf den Punkt: »O Herr Jesus Christus, wenn dein strenges Urteil über meine Seele ergehen wird, so möge dein herrliches Leiden, dein teures Blut und dein bitterer Tod für alle meine Sünden einstehen.« (us)
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1995 Frühchristliche Kunst
1995 Mischa Kuball
1995 Palast der Kunst
1995 Horn Falken Michals, u.a.
1995 Monika Bartholomé
1993 Tápies Thek Tuttle u.a.
1992 Vaticana
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Ausstellungen :: 2005 Arma Christi

5. August bis 16. Oktober 2005
Arma Christi – Zeichen des Leidens und des Heils
Kabinettausstellung zum Weltjugendtag

»Dem heiligen Kreuz, Nägeln und Speer
sollen wir erbieten Zucht und Ehr.
Geißeln, Ruten, die Dornenkron
sollen wir allzeit ehren schon,
und des himmlischen Königs [sollen sie] werden
sieghafte Waffen hier auf Erden,
durch die wir hoffen sollen allzeit,
zu erwerben die Seligkeit.«

Dieses kurze Gebet auf dem Bild der Heiligen Lanze, mit der die Seite Christi nach seinem Tod geöffnet worden sein soll (Joh 19,34), beschreibt kurz und prägnant das Thema unserer Ausstellung. Der Autor der Verse bezeichnete die Werkzeuge der Passion als sieghafte »Waffen« (lat. arma), denn mit den durch Kreuz, Nägel, Speer, Geißeln, Ruten und die Dornenkrone erlittenen Schmerzen erstritt der Gottessohn die Erlösung der Menschheit. Authentische Relikte seines Leidensweges galten daher schon früh nicht nur als Zeugnis des historischen Geschehens, sondern auch als wirkmächtige Reliquien, die den Beistand Gottes garantierten. Nach der Eroberung von Byzanz im Jahre 1204 gelangten viele dieser Reliquien in das Abendland. Einige der prominentesten, darunter die Dornenkrone und Splitter des Wahren Kreuzes, erwarb der französische König Ludwig IX. (1226-1270), der 1297 heilig gesprochen wurde. Aus seinem in der Sainte-Chapelle in Paris gehüteten Schatz verschenkte er immer wieder kleinere Fragmente, unter anderem an den Dominikanerkonvent von Lüttich. Dort ließ man als würdige Hülle für die Gaben drei Reliquiare – eine Krone und zwei Kreuze – anfertigen, die heute im Louvre zu Paris und in Kolumba, Köln, aufbewahrt werden. Seit 1945 voneinander getrennt, sind sie jetzt aus Anlass des Weltjugendtages erstmals wieder vereint.
Die römisch-deutschen Kaiser verfügten seit dem 10. Jahrhundert ebenfalls über einen Fundus an Passionsreliquien, die in den Reichsinsignien (Wien, Schatzkammer) eingeschlossen sind. Besondere Verehrung wurde einem Partikel des Kreuzes, der Heiligen Lanze und dem in ihre Spitze eingearbeiteten Kreuzesnagel zuteil. Nach der Einfürung des »Festes der Lanze und der Nägel des Herrn« im Jahre 1354 entwickelte sich eine Wallfahrt anlässlich der jährlichen Heiltumsweisungen, die anfangs in Prag, seit 1424 aber in Nürnberg stattfanden. Die Verehrung schlug sich in zahlreichen Reproduktionen nieder, wie z.B. in der schon anfangs erwähnten Darstellung der Lanze und der Kreuzesnägel. Im Bild dieser und anderer Reliquien wird die Authentizität durch die mit dem Original identischen Abmessungen übermittelt. Beischriften weisen ausdrücklich darauf hin: die exakte Länge des Speeres und der bei der Kreuzigung verwendeten Nägel, die genaue Tiefe, bis zu der die Lanzenspitze in die Brust Christi eindrang, oder das korrekte Maß seiner Seitenwunde.
Das Leiden Christi wurde seit Bernhard von Clairvaux (1090-1153) zunehmend zum Gegenstand frommer Andacht. Es entstanden neue Bildthemen, die neben die Realien der Passionsreliquien traten. Weit verbreitet war die Darstellung der Arma Christi. Kreuz, Dornenkrone, Lanze, Nägel, Hammer und Leiter, Gewand, Lenden– und Leichentuch, Geißelsäule, Ruten und Fesseln sowie alle übrigen Gegenstände und das gesamte Personal des historischen Geschehens werden zu knappen Bildformeln verdichtet und ohne Rücksicht auf die Chronologie der Ereignisse zu einer ausgewogenen Komposition zusammengestellt. Jedes einzelne Pictogramm ruft eine Station der Passion in Erinnerung, ohne die Szene im Detail vorzugeben. Der Betrachter ist auf seine Kenntnis der Heiligen Schrift angewiesen, deren Schilderung er mit individuell imaginierten Details bereichern kann. Für einzelne Elemente dieses Ensembles entwickelte sich eine eigene Verehrung, die in kirchlichen Festen (Lanzen, Nägel, Dornenkrone, Fünf Wunden und Antlitz Christi) und im Bereich der privaten Frömmigkeit ihren Ausdruck fand. Das Motiv der Arma Christi fand auch Eingang in die künstlerische Ausgestaltung der Liturgie. Die Vergengenwärtigung der Passion während der Messe legte eine an dem historischen Geschehen orientierte bildliche Umsetzung nahe. Im Jahre 1215 wurde die Transsubstantiation, der Verwandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi während der Feier der Eucharistie, im Glaubensbekenntnis des 4. Laterankonzils ausdrücklich formuliert. In der Folge wurde das unsichtbare Geheimnis mit neun Bildformeln verbunden. Zweifeln an dieser Lehre trat seit dem 14. Jahrhundert die Gregorsmesse entgegen: Während Papst Gegor I. (590-604) die Wandlung vollzog, erschien der Erlöser als Schmerzensmann auf dem Altar und zerstreute so die Bedenken eines an der Messe teilnehmenden Gläubigen. In zahlreichen Darstellungen dieses Ereignisses ist die Gestalt des lebend-toten Christus umgeben von den Arma Christi als Erinnerung an die Passion. Dabei agiert der Papst häufig mit dem Rücken zum Betrachter, dem auf diese Weise die Rolle des zweifelnden Gläubigen zugewiesen wird. Die Arma führen die Sündhaftigkeit vor Augen, denn wegen der Sünden der Menschen musste Christus die Passion erleiden. Eine byzantinische Mosaikikone in der römischen Kirche S. Croce in Gerusaleme galt im Mittelalter fälschlich als Stiftung des hl. Gregor, in der er seine Vision für die Nachwelt festgehalten hatte (zurzeit in der Ausstellung »Ansichten Christi« im Wallraf-Richartz-Museum, Köln, zu sehen). Mit einem umfangreichen Ablass vesehen, gelangte das Bild zu einer großen Popularität und wurde vielfach kopiert, z. B. in der ausgestellten Gregorsmesse vom Meister des Aachener Altares. Als Einfluss der Reformation ist vielleicht die Modifikation der Szene auf dem Nürnberger Lanzenbild von 1597 zu verstehen, auf dem sich körperlose Erscheinung zu einem Tafelbild im wahrsten Sinne des Wortes verfestigt. Der Schmerzensmann stellt zum einen die Quelle des eucharistischen Sakramentes dar, doch forderte er zum anderen auch als Inbegriff menschlichen Schmerzes zum Mitleiden auf. Das große Relief aus dem Köner Dom holt den zeitlosen lebend-toten Christus wieder in die historische Gebundenheit der Ecce homo-Szene zurück. Mit den Worten »Seht, da ist der Mensch.« (Ecce homo) präsentierte Pilatus den Gottessohn dem jüdischen Volk (Joh 19,5). Schon allein die suggestive Größe der Relieffigur versetzt den Betrachter in die Position der durch den Statthalter Angesprochenen. Darüber hinaus provoziert die gigantische Dornenkrone zur Meditation über das Leiden, das die Erlösung von allen Sünden bewirkt. Das Gebet auf dem Holzschnitt der ausgestellten Kusstafel bringt es auf den Punkt: »O Herr Jesus Christus, wenn dein strenges Urteil über meine Seele ergehen wird, so möge dein herrliches Leiden, dein teures Blut und dein bitterer Tod für alle meine Sünden einstehen.« (us)