Kolumba
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Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges erfolgte die fast vollständige Zerstörung der Kolumbakirche. Lediglich Teile der Außenwände, ein Turmstumpf und die Figur der stehenden Muttergottes am nordöstlichen Langhauspfeiler blieben erhalten. Diese »Madonna in den Trümmern« wurde bald als Zeichen der Hoffnung von zahlreichen Gläubigen verehrt. Unmittelbar nach Ende des Krieges setzte sich der damalige Oberpfarrer Joseph Geller (1877-1958) für einen modernen Neubau ein. Er nahm zu diesem Zweck Kontakt auf mit den Architekten Rudolf Schwarz (1871-1961) und Dominikus Böhm (1880-1955). Schließlich wurde am 8.Dezember 1949 der Grundstein für eine kleine Kapelle gelegt. Die Pläne stammten von Dominikus Böhms Sohn Gottfried (geb.1920), dessen erster eigenständiger Solitärbau die Kapelle werden sollte. Neben der spätgotischen »Madonna in den Trümmern« und einer hervorragend erhaltenen spätmittelalterlichen Pieta bilden moderne Kunstwerke, deren Beauftragung auf die zahlreichen Künstlerkontakte von Josef Geller zurückgeht, die hochrangige Ausstattung dieses Kleinods. An der Stirnseite des zunächst klarverglasten Chores rahmten acht Fensterchen mit musizierenden Engeln nach dem Entwurf von Ludwig Gies (1887-1966) die Marienfigur. Sie waren ursprünglich für den Aufgang zur Orgelempore der alten Kirche entstanden. In die Südwand wurde das »Heilig-Geist-Fenster«, ein Tondo von Jan Thorn Prikker (1868-1932), integriert, das 1911 für die Kapelle des Gesellenhauses in Neuss entstanden war. Es war Gellers erster Auftrag an den wenig später bedeutendsten expressionistischen Glasmaler. Glücklichweise war das Fenster, nachdem es in Neuss von Gellers Nachfolger entfernt worden war, wieder in dessen Besitz gelangt. In der Vermauerung des ehemaligen Haupteingangs der Kirche an der Westseite der Kapelle wurde das schon 1943 geschaffene »Katharinenfenster« von Georg Meistermann (1911-1999) plaziert, das in der alten Kirche während des Krieges nicht mehr eingebaut worden war. An der Nordwand fand im Übergang zum Oktogon der »Hl. Antonius, den Fischen predigend«, eine Konsolfigur von Ewald Mataré (1887-1965), ihren Ort. Böhm selbst entwarf den dreistufig erhobenen Basaltaltar in der Art eines Würfelkapitells und schlug einen Bären ebenfalls aus Basalt für die Westfassade der Kapelle. Er soll der Legende nach die hl. Kolumba beschützt haben. Am 7.Dezember 1950 erfolgte die Weihe der Kapelle. 1954 konnten die von Ludwig Gies entworfenen und bei Oidtmann in Linnich gefertigten Chorfenster mit der Darstellung von Engelschören eingebaut werden (die acht kleinen Fensterchen der Ostwand entfielen). Seither verteilen sich die lichtgelben Kreise von 34 Engelsköpfen auf die durch schlanke Betonrippen gegliederten Fensterbahnen. Ihre diagonale und spiegelsymmetrische Anordnung bewirkt eine Konzentration der auf die Madonna bezogenen Räumlichkeit. Schon 1957 konnte eine Sakramentskapelle als Erweiterungsbau nach Norden eingeweiht werden. Zu ihrer Ausstattung entwarf Gottfried Böhm einen Altar und vier raumhohe Kerzenbäume aus weiß-grau geädertem Marmor. Auf ihm kam ein von Elisabeth Treskow (1898-1992) ausgeführter Tabernakel zur Aufstellung, dessen vergoldetes Gehäuse mit Edel- Halbedelsteinen reich besetzt ist. Die Ostwand der Sakramentskapelle gestaltete der Gies-Schüler Rudolf Peer (geb. 1932) mit einem Kreuzweg, den er in die Basalt-Wand einmeißelte. In den folgenden Jahren fertigte Gottfried Böhm eine Reihe von Plänen zum Wiederaufbau der Kolumbakirche, wobei er die Kapelle und die noch vorhandenen Ruinen in den Neubau miteinbezog. Dieses Projekt kam nicht über die zeichnerische Planungsphase hinaus. 1973 legte Gottfried Böhm Entwürfe für ein »Kolumba-Institut« vor. Das Institut sollte als Tagungs- und Begegnungsstätte des Erzbistums Köln dienen. Die in der gleichen Zeit gemachten umfangreichen und bedeutsamen Funde der Ausgrabung, die erhalten und möglichst in einem Neubau zugänglich gemacht werden sollten, erschwerten jedoch eine sinnvolle Nutzung des Geländes. Die seelsorgerische Betreuung der Kolumba-Kapelle obliegt bis heute den Franziskaner-Minoriten, deren Kloster 1956 in unmittelbarer Nachbarschaft in der Kolumbastraße errichtet worden war. Sie wurden vor Beginn des Neubauprojektes und dem damit verbundenen Abriß des Klostergebäudes in einen Neubau an der Tunisstraße umgesiedelt. Die Kapelle selbst und ihre künstlerische Ausstattung wurden in den Jahren 2003 und 2004 umfangreich saniert. Sie ist neben ihrer liturgischen Nutzung als Kirche der kleinen Kolumba-Gemeinde einer der am stärksten frequentierten Orte der privaten Andacht in Köln, weshalb ihre eigenständige – vom Museum völlig unabhängige – Nutzung eine der Vorgaben des Projektes war.

Literatur: Katharina Ley, Der Neubau von Sankt Kolumba in Köln durch Gottfried Böhm, Magisterarbeit (Typoskript), Köln 1987 | Stefan Kraus, Madonna in den Trümmern – Das Kolumbagelände nach 1945, in: Kolumba. Ein Architekturwettbewerb in Köln 1997, Köln 1997, S. 51-62 | Stefan Kraus/ Anna Pawlik/ Martin Struck, Kolumba-Kapelle (= Kolumba, Bd.59), Köln 2020
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KOLUMBA :: Kapelle :: Madonna in den Trümmern

Im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges erfolgte die fast vollständige Zerstörung der Kolumbakirche. Lediglich Teile der Außenwände, ein Turmstumpf und die Figur der stehenden Muttergottes am nordöstlichen Langhauspfeiler blieben erhalten. Diese »Madonna in den Trümmern« wurde bald als Zeichen der Hoffnung von zahlreichen Gläubigen verehrt. Unmittelbar nach Ende des Krieges setzte sich der damalige Oberpfarrer Joseph Geller (1877-1958) für einen modernen Neubau ein. Er nahm zu diesem Zweck Kontakt auf mit den Architekten Rudolf Schwarz (1871-1961) und Dominikus Böhm (1880-1955). Schließlich wurde am 8.Dezember 1949 der Grundstein für eine kleine Kapelle gelegt. Die Pläne stammten von Dominikus Böhms Sohn Gottfried (geb.1920), dessen erster eigenständiger Solitärbau die Kapelle werden sollte. Neben der spätgotischen »Madonna in den Trümmern« und einer hervorragend erhaltenen spätmittelalterlichen Pieta bilden moderne Kunstwerke, deren Beauftragung auf die zahlreichen Künstlerkontakte von Josef Geller zurückgeht, die hochrangige Ausstattung dieses Kleinods. An der Stirnseite des zunächst klarverglasten Chores rahmten acht Fensterchen mit musizierenden Engeln nach dem Entwurf von Ludwig Gies (1887-1966) die Marienfigur. Sie waren ursprünglich für den Aufgang zur Orgelempore der alten Kirche entstanden. In die Südwand wurde das »Heilig-Geist-Fenster«, ein Tondo von Jan Thorn Prikker (1868-1932), integriert, das 1911 für die Kapelle des Gesellenhauses in Neuss entstanden war. Es war Gellers erster Auftrag an den wenig später bedeutendsten expressionistischen Glasmaler. Glücklichweise war das Fenster, nachdem es in Neuss von Gellers Nachfolger entfernt worden war, wieder in dessen Besitz gelangt. In der Vermauerung des ehemaligen Haupteingangs der Kirche an der Westseite der Kapelle wurde das schon 1943 geschaffene »Katharinenfenster« von Georg Meistermann (1911-1999) plaziert, das in der alten Kirche während des Krieges nicht mehr eingebaut worden war. An der Nordwand fand im Übergang zum Oktogon der »Hl. Antonius, den Fischen predigend«, eine Konsolfigur von Ewald Mataré (1887-1965), ihren Ort. Böhm selbst entwarf den dreistufig erhobenen Basaltaltar in der Art eines Würfelkapitells und schlug einen Bären ebenfalls aus Basalt für die Westfassade der Kapelle. Er soll der Legende nach die hl. Kolumba beschützt haben. Am 7.Dezember 1950 erfolgte die Weihe der Kapelle. 1954 konnten die von Ludwig Gies entworfenen und bei Oidtmann in Linnich gefertigten Chorfenster mit der Darstellung von Engelschören eingebaut werden (die acht kleinen Fensterchen der Ostwand entfielen). Seither verteilen sich die lichtgelben Kreise von 34 Engelsköpfen auf die durch schlanke Betonrippen gegliederten Fensterbahnen. Ihre diagonale und spiegelsymmetrische Anordnung bewirkt eine Konzentration der auf die Madonna bezogenen Räumlichkeit. Schon 1957 konnte eine Sakramentskapelle als Erweiterungsbau nach Norden eingeweiht werden. Zu ihrer Ausstattung entwarf Gottfried Böhm einen Altar und vier raumhohe Kerzenbäume aus weiß-grau geädertem Marmor. Auf ihm kam ein von Elisabeth Treskow (1898-1992) ausgeführter Tabernakel zur Aufstellung, dessen vergoldetes Gehäuse mit Edel- Halbedelsteinen reich besetzt ist. Die Ostwand der Sakramentskapelle gestaltete der Gies-Schüler Rudolf Peer (geb. 1932) mit einem Kreuzweg, den er in die Basalt-Wand einmeißelte. In den folgenden Jahren fertigte Gottfried Böhm eine Reihe von Plänen zum Wiederaufbau der Kolumbakirche, wobei er die Kapelle und die noch vorhandenen Ruinen in den Neubau miteinbezog. Dieses Projekt kam nicht über die zeichnerische Planungsphase hinaus. 1973 legte Gottfried Böhm Entwürfe für ein »Kolumba-Institut« vor. Das Institut sollte als Tagungs- und Begegnungsstätte des Erzbistums Köln dienen. Die in der gleichen Zeit gemachten umfangreichen und bedeutsamen Funde der Ausgrabung, die erhalten und möglichst in einem Neubau zugänglich gemacht werden sollten, erschwerten jedoch eine sinnvolle Nutzung des Geländes. Die seelsorgerische Betreuung der Kolumba-Kapelle obliegt bis heute den Franziskaner-Minoriten, deren Kloster 1956 in unmittelbarer Nachbarschaft in der Kolumbastraße errichtet worden war. Sie wurden vor Beginn des Neubauprojektes und dem damit verbundenen Abriß des Klostergebäudes in einen Neubau an der Tunisstraße umgesiedelt. Die Kapelle selbst und ihre künstlerische Ausstattung wurden in den Jahren 2003 und 2004 umfangreich saniert. Sie ist neben ihrer liturgischen Nutzung als Kirche der kleinen Kolumba-Gemeinde einer der am stärksten frequentierten Orte der privaten Andacht in Köln, weshalb ihre eigenständige – vom Museum völlig unabhängige – Nutzung eine der Vorgaben des Projektes war.

Literatur: Katharina Ley, Der Neubau von Sankt Kolumba in Köln durch Gottfried Böhm, Magisterarbeit (Typoskript), Köln 1987 | Stefan Kraus, Madonna in den Trümmern – Das Kolumbagelände nach 1945, in: Kolumba. Ein Architekturwettbewerb in Köln 1997, Köln 1997, S. 51-62 | Stefan Kraus/ Anna Pawlik/ Martin Struck, Kolumba-Kapelle (= Kolumba, Bd.59), Köln 2020