Kolumba
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1. Juni 2020, 10 bis 11 Uhr, Das Erste
Katholischer Pfingstgottesdienst in der Kolumba-Kapelle
Live Übertragung der ARD

Zelebrant und Predigt:
Domkapitular Dr. Dominik Meiering
Leitender Pfarrer der Kölner Innstadtgemeinden

»Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,
auf den Trümmern der zerstörten Stadt Köln haben die nachfolgenden Generationen immer wieder etwas Neues geschaffen. Seit der Römerzeit ist dieses Fleckchen Erde hier kultiviert. Und jede Epoche hat hier etwas hingebaut. So geht das bestenfalls: einen Ort kultivieren, immer wieder neu beleben, wenn etwas kaputt ging. Heute hier in St. Kolumba, mitten in Köln: Ein inspirierendes Kunstmuseum als Ort der Auseinandersetzung der Kirche mit Kunst. Und: ein wichtiger, heimeliger und intimer Glaubensort, wie eine Höhle, die wärmt und geborgen hält. Beides erbaut auf den Ruinen der Stadt. Dieser Ort zeigt: Im Menschen verbirgt sich mehr, als man in „normalen“ Zeiten ahnen kann. Offensichtlich gibt im Menschen ein geheimnisvolles Reservoir, das er aktivieren kann in der Not. | Als nämlich die Kölner vor nun 75 Jahren nach dem Krieg in ihre Stadt zurückkamen, standen viele vor den Trümmern ihrer Existenz. Viele hatten ihre Familie, ihr Haus, Hab und Gut verloren. Der Begriff „Trümmerfrauen“ wurde geprägt. Frauen, die nichts anderes hatten, als Trümmer, die zu bewältigen waren. Sie haben diese Trümmer angepackt, Steine geklopft um neues Baumaterial zu haben. Und so ist etwas Neues entstanden – nicht nur was den Hausbau angeht. | Vor einiger Zeit las ich im ZEIT-MAGAZIN (14.5.2020) ein berührendes Interview mit der 92jährigen Psychoanalytikerin Erika Freeman. In Wien in einer jüdischen Familie aufgewachsen, musste sie als 12jährige, allein und ohne ihre Eltern, ihre Heimat verlassen und konnte nach Amerika fliehen. Ihre Mutter durchlitt mehre KZs und wurde dann bei einem Bombenangriff in Wien getötet. Den Vater sah sie durch Zufall in New York wieder, jeder hatte vom anderen angenommen, er sei tot. Sie studierte dann Psychologie und wurde eine anerkannte Psychoanalytikerin. Wie schafft man es, aus auf einer solchen Trümmerexistenz wieder etwas aufzubauen, sein Leben neu gestalten? Auf diese Frage antwortet Erika Freeman: Ich habe das hingenommen. Es war in Ordnung. Ich war ein tapferes kleines Mädchen. | Immer wieder verwendet sie dieses Wörtchen „tapfer“. Es muss demnach schon sehr früh in diesem Mädchen die Gewissheit geherrscht haben, dass man tapfer, stark bleiben kann – trotz aller Widrigkeiten, die einem widerfahren. Hätte sie verzagt, hätten die Verfolger über sie gesiegt. Diese Einsicht behielt sie ihr ganzes Leben lang. Nicht die Rolle des „Opfers“ annehmen, nicht die Trümmer über das Leben siegen lassen. Das ist die hoffnungsstärkende Botschaft von Erika Freeman. Anders formuliert: Durch den Willen des Menschen und – ich ergänze als gläubiger Christ – mit der Kraft Gottes kann selbst aus Trümmern etwas Neues entstehen. Wie oft in der Geschichte haben Menschen im Großen und im Kleinen die Trümmer und den Staub hinter sich gelassen um aufzubrechen, aufzubauen, Neues anzupacken. Ich frage mich gerade in dunklen Stunden: Wes Geistes Kind bin ich? Sitze ich verzweifelt oder ohnmächtig vor den Trümmern oder baue ich für mich und für die anderen etwas Neues auf? | Wir Christen sagen heute an Pfingsten: der Geist Gottes zeigt sich immer wieder in Menschen, die sich von ihm inspirieren lassen. Spiritus Sanctus Heiliger Geist. Von ihm redet Jesus, dass wir ihn haben. In uns tragen. Von ihm beseelt sind. | „Madonna in den Trümmern“ wurde zum Symbol für Trost und Zuversicht. Aus schwerster Not, aus den Trümmern der Existenz kann dennoch Hoffnung wachsen, auf Zeiten des Krieges können Zeiten von Frieden und Versöhnung folgen. Oder um es aktuell zu formulieren, aus der Not unserer Zeit: Corona-Pandemie, Flüchtlingsmigration, Klimawandel kann etwas Neues erwachsen. Es braucht nicht alles als Trümmerlandschaft liegen zu bleiben, auf dem, was ist, kann Kraftvolles, Aufbauendes, Neues erwachsen. Auch wenn schwere Krankheit oder Schicksalsschläge das Leben erst einmal zusammenbrechen lassen. Ich bin überzeugt: mit Gottes Beistand muss nichts am Boden liegen bleiben. Das gilt übrigens auch für die kleinen Trümmer, die manch einer neu zu sortieren hat: die schief gegangene Klausur, die Ablehnung der erhofften Freundschaft, die verpasste Beförderung und was nicht alles. | Wir selber sind eingeladen, aufgefordert, dem Geist Gottes in unseren Gedanken und in unseren Herzen Raum zu geben. So wie nach dem Krieg die Menschen die Schuttberge abräumten, ihre Häuser und Kirchen wieder errichteten, eine Demokratie aufbauten, die allen Menschen ihre Rechte garantiert, so sind auch wir immer wieder angehalten, wo immer etwas zusammenbricht, mutig aufzubauen, an einer Zivilisation der Liebe mitzubauen. | Ja, auf jeden von uns kommt es an. Es ist unser persönlicher Einsatz zum Frieden, zur Verständigung, zur Aussöhnung gefragt. Dies sind keine abstrakten Dinge. Die werden sichtbar und konkret in unserem Denken, Fühlen und Handeln. Vielleicht sind das nicht die gewaltigen, welthistorischen Leistungen, die von uns erwartet werden. Gerade in diesen Monaten erleben wir ja, wie einfache Gesten, tröstende Worte, selbstverständliche Dienste den Menschen helfen. Wir erleben ja geradezu eine Wiederentdeckung der Essentials, des wirklich Lebens-not-wendigen, dessen, das die Not wendet, lindert, heilt. | Seit demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, so heißt es heute in dem Brief des Hl. Paulus. Demut, Friedfertigkeit, Geduld: diese Tugenden werden in der gegenwärtigen Lage auf eine harte Probe gestellt. in den Krankenhäusern und in den Altersheimen kommt es in diesen Tagen darauf an, geduldig dran zu bleiben. In den Familien sind wir gefordert, die aufkeimenden Konflikte in den Griff zu bekommen. Jeder kann dazu beitragen, dass die Geduld nicht erlahmt, das Engagement nicht verglüht, die Liebe nicht erlischt. | So möchte ich leben und so wünsche ich mir, dass auch andere Menschen leben wollen. Und vielleicht gibt es unter den Christen ja den ein oder anderen, der auch so denkt. Dass wir nicht bei den Trümmern stehen bleiben, sondern Vertrauen haben, dass durch den Geist Gottes immer wieder Neues entstehen kann.
Amen«

Die Aufnahmen enstanden zur Generalprobe und während der technischen Einrichtung in der vom Museumsteam für diesen Anlass leergeräumten Kapelle.
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Kunstmuseum
des Erzbistums Köln

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11/21 Klangwerkstatt
11/21 Für Aller Seelen 3
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07/21 Performance Richard Tuttle
06/21 BODY TALE
02/21 Tonspur_Achim Lengerer
09/20 Fritz Hauser
05/20 Pfingstgottesdienst der ARD
01/20 Gespräche zur Zeit
01/20 Sternsinger
11/19 Theaterpreis
11/19 Klangwerkstatt
11/19 Für Aller Seelen 2
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09/19 Bundespräsident
04/19 Religion und Humor
12/18 Büro-Termine
12/18 Finissage Michael Oppitz
11/18 Klangwerkstatt
11/18 Circumstance
18/06 Kolumba zu Gast
04/18 Ringvorlesung
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11/17 Klangwerkstatt
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07/17 Flötenwerkstatt
06/17 Fronleichnam
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03/17 Schulen zu Gast V
03/17 Künstlergespräch
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11/16 Klangwerkstatt
11/16 Konzert E-MEX Ensemble
10/16 VII. Albert Gespräch
07/16 Erzählter Vortrag
06/16 Eric Hattan & Julian Sartorius
06/16 Oper Köln - Liederabend
05/16 new talents
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11/15 Klangwerkstatt
10/15 E-MEX Ensemble
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10/10 Albert-Gespräch
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11/08 Klangwerkstatt
10/08 Donaueschinger Musiktage
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05/08 Katholikentag
04/08 Verabschiedung JMP
02/08 Alphornbläser
12/07 Deutschlandradio live
04/07 Art Cologne
08/05 1st view!
12/04 Die Pietà aus St. Kolumba
11/03 Schauspielhaus Köln
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Veranstaltungen :: 05/20 Pfingstgottesdienst der ARD

1. Juni 2020, 10 bis 11 Uhr, Das Erste
Katholischer Pfingstgottesdienst in der Kolumba-Kapelle
Live Übertragung der ARD

Zelebrant und Predigt:
Domkapitular Dr. Dominik Meiering
Leitender Pfarrer der Kölner Innstadtgemeinden

»Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,
auf den Trümmern der zerstörten Stadt Köln haben die nachfolgenden Generationen immer wieder etwas Neues geschaffen. Seit der Römerzeit ist dieses Fleckchen Erde hier kultiviert. Und jede Epoche hat hier etwas hingebaut. So geht das bestenfalls: einen Ort kultivieren, immer wieder neu beleben, wenn etwas kaputt ging. Heute hier in St. Kolumba, mitten in Köln: Ein inspirierendes Kunstmuseum als Ort der Auseinandersetzung der Kirche mit Kunst. Und: ein wichtiger, heimeliger und intimer Glaubensort, wie eine Höhle, die wärmt und geborgen hält. Beides erbaut auf den Ruinen der Stadt. Dieser Ort zeigt: Im Menschen verbirgt sich mehr, als man in „normalen“ Zeiten ahnen kann. Offensichtlich gibt im Menschen ein geheimnisvolles Reservoir, das er aktivieren kann in der Not. | Als nämlich die Kölner vor nun 75 Jahren nach dem Krieg in ihre Stadt zurückkamen, standen viele vor den Trümmern ihrer Existenz. Viele hatten ihre Familie, ihr Haus, Hab und Gut verloren. Der Begriff „Trümmerfrauen“ wurde geprägt. Frauen, die nichts anderes hatten, als Trümmer, die zu bewältigen waren. Sie haben diese Trümmer angepackt, Steine geklopft um neues Baumaterial zu haben. Und so ist etwas Neues entstanden – nicht nur was den Hausbau angeht. | Vor einiger Zeit las ich im ZEIT-MAGAZIN (14.5.2020) ein berührendes Interview mit der 92jährigen Psychoanalytikerin Erika Freeman. In Wien in einer jüdischen Familie aufgewachsen, musste sie als 12jährige, allein und ohne ihre Eltern, ihre Heimat verlassen und konnte nach Amerika fliehen. Ihre Mutter durchlitt mehre KZs und wurde dann bei einem Bombenangriff in Wien getötet. Den Vater sah sie durch Zufall in New York wieder, jeder hatte vom anderen angenommen, er sei tot. Sie studierte dann Psychologie und wurde eine anerkannte Psychoanalytikerin. Wie schafft man es, aus auf einer solchen Trümmerexistenz wieder etwas aufzubauen, sein Leben neu gestalten? Auf diese Frage antwortet Erika Freeman: Ich habe das hingenommen. Es war in Ordnung. Ich war ein tapferes kleines Mädchen. | Immer wieder verwendet sie dieses Wörtchen „tapfer“. Es muss demnach schon sehr früh in diesem Mädchen die Gewissheit geherrscht haben, dass man tapfer, stark bleiben kann – trotz aller Widrigkeiten, die einem widerfahren. Hätte sie verzagt, hätten die Verfolger über sie gesiegt. Diese Einsicht behielt sie ihr ganzes Leben lang. Nicht die Rolle des „Opfers“ annehmen, nicht die Trümmer über das Leben siegen lassen. Das ist die hoffnungsstärkende Botschaft von Erika Freeman. Anders formuliert: Durch den Willen des Menschen und – ich ergänze als gläubiger Christ – mit der Kraft Gottes kann selbst aus Trümmern etwas Neues entstehen. Wie oft in der Geschichte haben Menschen im Großen und im Kleinen die Trümmer und den Staub hinter sich gelassen um aufzubrechen, aufzubauen, Neues anzupacken. Ich frage mich gerade in dunklen Stunden: Wes Geistes Kind bin ich? Sitze ich verzweifelt oder ohnmächtig vor den Trümmern oder baue ich für mich und für die anderen etwas Neues auf? | Wir Christen sagen heute an Pfingsten: der Geist Gottes zeigt sich immer wieder in Menschen, die sich von ihm inspirieren lassen. Spiritus Sanctus Heiliger Geist. Von ihm redet Jesus, dass wir ihn haben. In uns tragen. Von ihm beseelt sind. | „Madonna in den Trümmern“ wurde zum Symbol für Trost und Zuversicht. Aus schwerster Not, aus den Trümmern der Existenz kann dennoch Hoffnung wachsen, auf Zeiten des Krieges können Zeiten von Frieden und Versöhnung folgen. Oder um es aktuell zu formulieren, aus der Not unserer Zeit: Corona-Pandemie, Flüchtlingsmigration, Klimawandel kann etwas Neues erwachsen. Es braucht nicht alles als Trümmerlandschaft liegen zu bleiben, auf dem, was ist, kann Kraftvolles, Aufbauendes, Neues erwachsen. Auch wenn schwere Krankheit oder Schicksalsschläge das Leben erst einmal zusammenbrechen lassen. Ich bin überzeugt: mit Gottes Beistand muss nichts am Boden liegen bleiben. Das gilt übrigens auch für die kleinen Trümmer, die manch einer neu zu sortieren hat: die schief gegangene Klausur, die Ablehnung der erhofften Freundschaft, die verpasste Beförderung und was nicht alles. | Wir selber sind eingeladen, aufgefordert, dem Geist Gottes in unseren Gedanken und in unseren Herzen Raum zu geben. So wie nach dem Krieg die Menschen die Schuttberge abräumten, ihre Häuser und Kirchen wieder errichteten, eine Demokratie aufbauten, die allen Menschen ihre Rechte garantiert, so sind auch wir immer wieder angehalten, wo immer etwas zusammenbricht, mutig aufzubauen, an einer Zivilisation der Liebe mitzubauen. | Ja, auf jeden von uns kommt es an. Es ist unser persönlicher Einsatz zum Frieden, zur Verständigung, zur Aussöhnung gefragt. Dies sind keine abstrakten Dinge. Die werden sichtbar und konkret in unserem Denken, Fühlen und Handeln. Vielleicht sind das nicht die gewaltigen, welthistorischen Leistungen, die von uns erwartet werden. Gerade in diesen Monaten erleben wir ja, wie einfache Gesten, tröstende Worte, selbstverständliche Dienste den Menschen helfen. Wir erleben ja geradezu eine Wiederentdeckung der Essentials, des wirklich Lebens-not-wendigen, dessen, das die Not wendet, lindert, heilt. | Seit demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe, so heißt es heute in dem Brief des Hl. Paulus. Demut, Friedfertigkeit, Geduld: diese Tugenden werden in der gegenwärtigen Lage auf eine harte Probe gestellt. in den Krankenhäusern und in den Altersheimen kommt es in diesen Tagen darauf an, geduldig dran zu bleiben. In den Familien sind wir gefordert, die aufkeimenden Konflikte in den Griff zu bekommen. Jeder kann dazu beitragen, dass die Geduld nicht erlahmt, das Engagement nicht verglüht, die Liebe nicht erlischt. | So möchte ich leben und so wünsche ich mir, dass auch andere Menschen leben wollen. Und vielleicht gibt es unter den Christen ja den ein oder anderen, der auch so denkt. Dass wir nicht bei den Trümmern stehen bleiben, sondern Vertrauen haben, dass durch den Geist Gottes immer wieder Neues entstehen kann.
Amen«

Die Aufnahmen enstanden zur Generalprobe und während der technischen Einrichtung in der vom Museumsteam für diesen Anlass leergeräumten Kapelle.