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19. Dezember 2025 – 14. August 2026

Le Musée sentimental de Kolumba

Eine Ausstellung zur Verabschiedung von Stefan Kraus

Sicherlich könnten wir ohne Objekte leben. Doch ist es fraglich, ob wir in der Lage wären, uns an etwas zu erinnern, wenn wir sie nicht hätten. Haben Sie zuhause auch ein solches Ding, das für Sie von Bedeutung ist, weil Sie damit eine Erinnerung verbinden? Die hier ausgestellten Objekte sind genau solche emotionalen Bedeutungsträger. Ob banal, unscheinbar oder Kunstwerk – man möchte sie als Reste, Relikte oder Reliquien bezeichnen. Denn ihnen wird Zeugenschaft zugeschrieben. Sie verweisen auf Unsichtbares: gelebte Zeit, prägende Erlebnisse, bedeutende Bekanntschaften, vergangene Orte. Wie Akkus oder Aggregate sind sie Speicher; die Geschichten haben sich in ihnen abgelagert, ohne dass wir dies auf den ersten Blick erkennen könnten. Alle in dieser Ausstellung versammelten Objekte haben mit Kolumba zu tun. Sie wurden zusammengetragen von den Menschen, die für dieses Museum arbeiten – allen voran von Stefan Kraus, der das Haus seit 1991 als Kurator mitprägte und ihm seit 2008 als Direktor vorsteht. Sie gehören zum sogenannten Musée Sentimental, einem Sammlungszweig, der sich sozusagen an den Rändern der Institution ausbildete und bis heute auf 74 Nummern angewachsen ist. 
Das Musée sentimental de Kolumba hat einen bedeutenden Vorläufer, der sowohl mit Köln wie auch mit der Biografie von Stefan Kraus verbunden ist: Es war im Kölner Kunstverein, in dem Daniel Spoerri und Marie-Louise von Plessen 1979 ihr Musée sentimental de Cologne präsentierten. Eingeladen von Wulf Herzogenrath, dem damaligen Leiter und späteren Mentor von Stefan Kraus, richteten sie ein temporäres Museum zur Geschichte der Stadt Köln ein. Die Exponate waren Relikte, deren Aura wie bei Reliquien auf der zugehörigen Erzählung und der Inszenierung beruhte. In lexikalischer Anordnung von A(denauer) bis Z(oo) entwarfen sie eine Sammlung Kölner Ereignisse, wobei ihre Auswahl weniger auf historischer Relevanz als auf anekdotischem Reichtum beruhte. Sie transportierte nicht die großen Erzählungen bedeutender Persönlichkeiten, sondern addierte kleine subjektive Momentaufnahmen. 
Anlässlich der Verabschiedung von Stefan Kraus in den Ruhestand haben wir 25 Objekte aus dem Musée sentimental de Kolumba ausgewählt. Zu ihnen gesellen sich einige zusätzliche Werke aus unseren Beständen sowie eine Leihgabe. Alle zusammen erzählen sie von der Gründung und der Ausgestaltung von Kolumba und machen anschaulich, wer und was uns geformt hat und bis heute am Leben hält. 

Eröffnung: Freitag, 19. Dezember, 12.30 Uhr

Publikation:
Le Musée sentimental de Kolumba, mit Texten von Barbara von Flüe, Ulrike Surmann, Marc Steinmann, Jörg Themann, Katharina Winnekes und Fotografien von Pia Bergerbusch und Lothar Schnepf. Gestaltung: Bärbel Messmann, 32 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Köln 2025, 21 x 14,7 cm, ISBN 978-3-9825800-7-4.