Kolumba
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Required Reading … oder was ich immer schon lesen wollte Jeweils am zweiten Donnerstag im Monat, 17:30–19 Uhr Ein Notizheft des amerikanischen Künstlers Paul Thek in der Sammlung von Kolumba trägt den Titel Required Reading (Pflichtlektüre). Im Inneren finden sich längere und kürzere Zitate aus unterschiedlichen, meist philosophisch-spirituellen Texten, vom Künstler handschriftlich festgehalten und über die Zeiten hinweg gesammelt. Diese Idee einer subjektiven Sammlung von besonders wichtigen Texten greifen wir auf: Wir laden monatlich Gäste ein, einen Text mitzubringen, der ihnen besonders am Herzen liegt und den zu lesen sie uns hier und heute empfehlen. Required Reading stellt also keinen (neuen) Kanon der Pflichtlektüren auf; vielmehr laden wir dazu ein, ausgelegten Spuren zu folgen und die eigene Leseerfahrung im Austausch mit dem jeweiligen Gast und anderen Besucher*innen einzubringen. Required Reading findet immer am zweiten Donnerstag im Monat statt, jeweils von 17:30 bis 19 Uhr. Die Veranstaltung wird von unserem Gastkurator Andreas Speer (Professor für Philosophie an der Universität Köln) konzipiert und jeweils von den wechselnden Gästen moderiert. Der Eintritt ist frei. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur vorausgehenden Lektüre. Wenn Sie an einer Veranstaltung teilnehmen möchten, senden Sie bitte eine Mail an ticket@kolumba.de. Sie bekommen den Text dann als PDF zugeschickt. Donnerstag 11. Januar, 15. Februar, 14. März, 11. April, 13. Juni, 11. Juli, 8. August 2024 8. August, 17:30 Uhr Eric Eggert: Michael Hardt & Antonio Negri, Empire, 2000 (Ausschnitt) Mit ihrem Buch Empire legten Hardt und Negri im Jahr 2000 eine Analyse des postmodernen Kapitalismus vor, die nicht nur der globalisierungskritischen Linken der darauffolgenden Jahre eine Reihe von theoretischen Werkzeugen und Begriffen zur Verfügung stellte, sondern auch auf eine breite Resonanz in den sozialen Bewegungen wie Occupy Wall Street traf. Dies war vielleicht nicht zuletzt dem prophetischen Unterton geschuldet, der den sozialen Kämpfen eine aussichtsreiche Position versprach. Nach über 20 Jahren muss konstatiert werden, dass sich diese Hoffnung (noch) nicht erfüllt hat. Dennoch, oder gerade deshalb, bietet sich in unserer von diversen, miteinander verwobenen Krisen geprägten Zeit eine kritische Überprüfung der Thesen von Empire an. Wir widmen uns in unserer gemeinsamen Lektüre dem vierten Teil des Buches, der unter der Überschrift „Untergang und Fall des Empire“ Fluchtlinien aus der kapitalistisch geprägten Globalisierung heraus skizziert und dazu einlädt, über gesellschaftliche Kräfteverhältnisse zu reflektieren. Vergangene Veranstaltungen: Christian Feldbacher-Escamilla: Julio Cortázar, Rayuela, erschienen 1963, auf Deutsch 1981 Der argentinisch-französische Schriftsteller Julio Cortázar (1914–1984) hat wesentlich zur Etablierung eines weltweiten Interesses an lateinamerikanischer Literatur beigetragen. Seine Werke sind gefüllt mit und geleitet von philosophischen Fragestellungen. Er selbst hat sein Hauptwerk Rayuela als »metaphysischen Roman« bezeichnet, in welchem die Hauptcharaktere auf der Suche nach dem Wesentlichen sind. Dem Wesentlichen und Notwendigen steht das Zufällige, das Kontingente entgegen. Dieses Spannungsfeld zwischen Notwendigkeit und Zufall durchleben nicht nur die Protagonist*innen des Romans, sondern auch wir auf vielfältige Weise. Wir können vermuten, dass mit dem Schwinden von Autoritäten im Sinne der Aufklärung dieses Spannungsfeld gewachsen ist und – wie vielleicht die vielen Polarisierungen unserer Zeit nahelegen – aktuell an eine Grenze des Zerreissens gelangt ist. Cortázar schlägt zwei verschiedene Möglichkeiten vor, den Text zu lesen: fortlaufend und sprunghaft. Diese Möglichkeit der alternativen Texterschließung legt die Frage nahe, was denn die »Essenz« des Werkes ist; ob man überhaupt von nur einem Werk oder ob man von mehreren sprechen sollte; und auch ob ein und demselben Individuum tatsächlich beide Möglichkeiten der Texterschließung offen stehen. Diese Metaperspektive von den Inhalten des Romans/der Romane auf den Roman/die Romane macht den Text besonders interessant für eine gemeinsame Erschließung. 15. Februar, 17:30 Uhr Andreas Speer: Sarah Stroumsa, Das Kaleidoskop der Convivencia. Denktraditionen des Mittelalters im Austausch zwischen Islam, Judentum und Christentum, Freiburg 2023 (Ausschnitt) 14. März, 17:30 Uhr Christoph Helmig: Peter Handke, Versuch über den geglückten Tag, 1991 Peter Handkes Versuch über den geglückten Tag (1991)
ist einer von insgesamt fünf Versuchen, in denen er sich Phänomenen des
Alltags beschreibend nähert (Glück, Müdigkeit, die Jukebox, der „stille
Ort“ und der Pilznarr). Das Buch steht in der Tradition antiker
Diskussionen über das Glück oder die Glückseligkeit (eudaimônia) und eröffnet bereits mit dem Motto aus Paulus‘ Brief an die Römer
(„Der den Tag denkt, denkt dem Herrn“, 14.6) eine theologische
Dimension des Nachdenkens über das Glück(en). Für den Erzähler, das wird
schnell deutlich, ist das Tagwerk eng verbunden mit seiner
schriftstellerischen Tätigkeit. Allerdings impliziert jeder Versuch auch
die drohende Möglichkeit des Scheiterns … 11. April, 17:30 Uhr Miriam Rogasch: Miranda Fricker, Epistemische Ungerechtigkeit. Macht und die Ethik des Wissens, erschienen 2007 (auf Deutsch 2023) Frickers Werk, das unter dem englischen Originaltitel Epistemic Injustice. Power and the Ethics of Knowing bereits 2007 erschienen ist, ist 2023 auch ins Deutsche übersetzt veröffentlicht worden. Die Erscheinung der deutschen Übersetzung möchten wir zum Anlass nehmen, den von ihr geprägten Begriff der „epistemischen Ungerechtigkeit“ zumindest in einer der beiden Ausformungen, die sie identifiziert, nämlich der der Zeugnisungerechtigkeit (testimonial injustice), näher zu betrachten. Was Frickers Werk zu einem required reading macht, ist vor allem der unbestreitbare Erfolg der Begriffsprägung. Seit Erscheinen des Werkes scheint kein Weg mehr an diesem Begriff vorbeizuführen, den es vorher gar nicht gab: Es hat unzählige Artikel und Forschungsprojekte zum Thema der epistemischen Ungerechtigkeit gegeben und gibt sie weiterhin, der Begriff wurde auch auf Felder angewendet, die bei Fricker selbst, deren Fokus vor allem auf Rassismus und Sexismus liegt, noch keine Erwähnung finden, etwa den Bereich der Neurodiversität und der Medizin. Angesichts dieses Erfolges scheint es angebracht, sich auf den Ursprung zurückzubesinnen und zu fragen, wie Fricker selbst genau die epistemische Ungerechtigkeit definiert und mit welcher Motivation sie dies tut. Was sind die Kriterien dafür, dass epistemische Ungerechtigkeit vorliegt? Warum ist die Überschneidung von epistemologischen und ethischen Elementen so zentral? Sollte der Begriff angesichts veränderter Medien- und Kommunikationsformen heute angepasst werden? Das Gespräch wird moderiert von Miriam Rogasch, Mitarbeiterin am Kölner Thomas-Institut. 13. Juni, 17:30 Uhr Andreas Maier: Halldór Laxness, Am Gletscher (Deutsche Ausgabe 1998, Ausschnitte) 11. Juli, 17:30 Uhr Gabriella Cianciolo Cosentino: Lukrez – De Rerum Natura / Über die Natur der Dinge | Kunstmuseum
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