Kolumba
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8. November bis 21. Dezember 1995
Diözesanmuseum zu Gast: Jannis Kounellis
Kölnischer Kunstverein

Nur wenn das Museum die Komplexität von Wahrnehmung bewußt macht, wenn die Erlebnisfähigkeit im Mittelpunkt steht, kann es sich zukünftig als legitimer Ort des Kunstwerkes behaupten. Eingeladen vom Kölnischen Kunstverein beteiligt sich das Kölner Diözesanmuseum mit einem eigenen Raum an der Ausstellung »Palast der Künste«. Mit Blick auf das 20. Jahrhundert und die Kunst der Gegenwart richtet sich die Sammlungstätigkeit des Museums seit 1990 auf künstlerische Diskurse und Positionen, die fähig sind, in einen Dialog christlichen Inhalts mit der Kirche zu treten. Die Fragestellung geht von der Kunst aus: Welche Werke tun dies am eindrücklichsten und weisen mit eigenständigen Bildfindungen für ihre Zeit und über sie hinaus am radikalsten Wege zum Transitorischen, zum Spirituellen auf? Jannis Kounellis' 1975 entstandenes epochales Werk »Tragedia Civile«, das 1982 auf der documenta 7 besondere Beachtung fand, ist eine Beschreibung vom Verlust. Hut und Mantel auf einem Garderobenständer lassen die Abwesenheit des Menschen, der diese Gegenstände getragen und dort hinterlassen hat, erspüren. Der Verlust von menschlicher Identität wird vor dem Hintergrund einer blattgoldbelegten Wand, die den konkreten Raum in einen imaginären überführt, zum Verlust jeder festen Ordnung. Als glänzende Fläche wirft die in Erinnerung an mittelalterliche Mosaike und Malereien »leere« Goldwand den Betrachter auf sich selbst zurück, ihn überstrahlend eröffnet sie seine Vorstellung zum Transzendenten. Im spätgotischen Relief des »Ecce Homo« verbinden sich die Zurschaustellung Jesu vor dem Volk im Rahmen seiner Passion mit der Authentizität der »imago pietatis«, der Darstellung des lebend toten Christus mit den Spuren seiner Folter. Der Verlust von Menschenwürde dient als Abschreckung und Aufforderung zugleich. Auf der Bühne der »Bürgerlichen Tragödie« wird dem Betrachter Handlung abverlangt.
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Kunstmuseum
des Erzbistums Köln

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2019 Aufbrüche

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2018 Attila Kovács
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2018 Doppelseiten C&W
2018 Michael Oppitz
2018 Schulen zu Gast VI
2017 ars vivendi – ars moriendi
2017 Pas de deux

2017 Marek Poliks
2017 Eric Hattan
2017 Büro für ...
2017 Barthel Bruyn
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2016 Kurt Benning
2016 Über das Individuum

2016 Schulen zu Gast IV
2016 Bethan Huws
2015 Shopmovies
2015 Anna & Bernhard Blume
2015 Der rote Faden

2015 Museum für Zeichnung
2015 Birgit Antoni: Kino
2014 Schwindel der Wirklichkeit
2014 playing by heart

2014 Achim Lengerer
2014 Bruno Jakob
2013 zeigen verhüllen verbergen

2013 Eucharistie
2013 Norbert Schwontkowski
2013 Pascal Schwaighofer
2012 Art is Liturgy – Paul Thek

2012 Leiko Ikemura
2012 Kunst-Station St. Peter
2012 Volker Saul
2012 Jaromir Novotny
2011 Birgit Antoni
2011 denken

2011 Philipp Wewerka
2010 Mischa Kuball
2010 Noli me tangere!

2010 Heinrich Küpper
2010 Robert Haiss
2010 Renate Köhler
2010 Georg Baumgarten
2009 Stefan Wewerka
2009 Hinterlassenschaft

2009 Koho Mori-Newton
2009 Hermann Abrell
2008 Heiner Binding
2008 Der Mensch verlässt die Erde

2007 Der unendliche Raum…

2006 Im Garten der Wirklichkeit II
2006 Werner Schriefers
2006 Im Garten der Wirklichkeit I
2005 Schenkung Egner
2005 Leiko Ikemura
2005 Arma Christi
2005 Hans Josephsohn
2005 Die koptischen Textilien
2005 Birgit Antoni
2004 Monika Bartholomé
2004 Max Cole
2003 Reliquienkreuze
2004 Heinrich Küpper
2003 Martin Frommelt
2003 150 Jahre!
2002 Attila Kovács
2002 Herbert Falken
2002 Peter Tollens
2001 ars vivendi
2001 Peter Zumthor
2000 Volumen
2000 walkmen
2000 Die Schenkung Härle
2000 Kinderzeichnungen
2000 Über die Wirklichkeit
1999 Andor Weininger
1999 Joseph Marioni
1999 Andy Warhol
1998 Kunsthalle Baden-Baden
1998 Glaube und Wissen
1998 Stephan Baumkötter
1998 Bernd Ikemann
1998 Kabakov Pane u.a.
1998 Hildegard Domizlaff
1997 Cage Tsangaris u.a.
1997 Richard Serra
1997 Manos Tsangaris
1997 Kunst-Station
1997 Klaus vom Bruch
1997 Über den Ort: Kolumba
1996 Über die Ambivalenz
1996 Chris Newman
1996 Peter Tollens
1996 Wolfgang Laib
1996 Über die Farbe
1995 Frühchristliche Kunst
1995 Mischa Kuball
1995 Palast der Kunst
1995 Horn Falken Michals, u.a.
1995 Monika Bartholomé
1993 Tápies Thek Tuttle u.a.
1992 Vaticana
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Ausstellungen :: 1995 Palast der Kunst

8. November bis 21. Dezember 1995
Diözesanmuseum zu Gast: Jannis Kounellis
Kölnischer Kunstverein

Nur wenn das Museum die Komplexität von Wahrnehmung bewußt macht, wenn die Erlebnisfähigkeit im Mittelpunkt steht, kann es sich zukünftig als legitimer Ort des Kunstwerkes behaupten. Eingeladen vom Kölnischen Kunstverein beteiligt sich das Kölner Diözesanmuseum mit einem eigenen Raum an der Ausstellung »Palast der Künste«. Mit Blick auf das 20. Jahrhundert und die Kunst der Gegenwart richtet sich die Sammlungstätigkeit des Museums seit 1990 auf künstlerische Diskurse und Positionen, die fähig sind, in einen Dialog christlichen Inhalts mit der Kirche zu treten. Die Fragestellung geht von der Kunst aus: Welche Werke tun dies am eindrücklichsten und weisen mit eigenständigen Bildfindungen für ihre Zeit und über sie hinaus am radikalsten Wege zum Transitorischen, zum Spirituellen auf? Jannis Kounellis' 1975 entstandenes epochales Werk »Tragedia Civile«, das 1982 auf der documenta 7 besondere Beachtung fand, ist eine Beschreibung vom Verlust. Hut und Mantel auf einem Garderobenständer lassen die Abwesenheit des Menschen, der diese Gegenstände getragen und dort hinterlassen hat, erspüren. Der Verlust von menschlicher Identität wird vor dem Hintergrund einer blattgoldbelegten Wand, die den konkreten Raum in einen imaginären überführt, zum Verlust jeder festen Ordnung. Als glänzende Fläche wirft die in Erinnerung an mittelalterliche Mosaike und Malereien »leere« Goldwand den Betrachter auf sich selbst zurück, ihn überstrahlend eröffnet sie seine Vorstellung zum Transzendenten. Im spätgotischen Relief des »Ecce Homo« verbinden sich die Zurschaustellung Jesu vor dem Volk im Rahmen seiner Passion mit der Authentizität der »imago pietatis«, der Darstellung des lebend toten Christus mit den Spuren seiner Folter. Der Verlust von Menschenwürde dient als Abschreckung und Aufforderung zugleich. Auf der Bühne der »Bürgerlichen Tragödie« wird dem Betrachter Handlung abverlangt.