Kolumba
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1. Mai bis 18. August 2013
Norbert Schwontkowski
The Inner Architecture of a Painting

Im vergangenen Jahr wurde erstmalig der Kunstpreis der Stiftung Dieter Krieg verliehen. Der Preis ist verbunden mit einer Ausstellung in Kolumba, das Preisgeld liefert den Sockelbetrag für den Ankauf eines Werkkonvolutes für die Sammlung. – Erster Preisträger ist der 1949 geborene und in Bremen und Berlin lebende Maler Norbert Schwontkowski. Seine Bilder spiegeln die großen, existentiellen Fragen; sie tun dies jedoch weder mit Pathos noch mit Schwere. Vielmehr sind sie von einer spielerischen Leichtigkeit, einer Klarheit und leisen Heiterkeit, die immer wieder von Neuem berührt. Schwontkowski interessiert sich für die Condition humaine, die Natur des Menschen, und lotet deren Licht- und Schattenseiten aus. Mit wachem Blick durchstreift er die Welt und findet dabei unauffällig alltägliche Szenen und Ereignisse, die von den Bedingungen und Begrenzungen menschlichen Daseins berichten. Sein Interesse gilt dabei den kleinen Sorgen genauso wie den großen politischen Fragestellungen. Oder, wie er selbst es umschreibt: „Das ist ja mein großes Thema: Ich habe als Künstler keine richtige Baustelle, ich beschäftige mich mit nichts Konkretem. Ich habe nur dieses eine, allermenschlichste Thema, Leben und Tod – aber eben konzentriert auf den wesentlichen Punkt. Das ist mir Geschichte genug.“ – Malerei ist Erinnerung – in den Bildern Schwontkowskis wird dieser mit dem Medium verbundene Anspruch ganz konkret erfahrbar: Seine Arbeit ist eine Arbeit am Bildgrund; Schicht um Schicht wird das Material auf- und wieder abgetragen, werden mit schnellen Gesten tiefer liegende Bildschichten wieder ans Licht geholt. Sichtbar wird diese gleichsam archäologische Arbeitsweise nicht nur an den differenzierten Oberflächen, die sich im Laufe der Zeit auch verändern, sondern auch an den Bildrändern, wo sich die Farbmasse zu einem plastischen Kantenverlauf ansammelt. Manche Bilder entfalten ihre Wirkung langsam, wecken konkrete Erinnerungen, eröffnen bei längerer Betrachtung allegorische Räume und werden zu eigentlichen Sinn-Bildern. Andere hingegen sind von größter Unmittelbarkeit; sie wirken, als hätte sie der Maler spontan auf die Leinwand geworfen. Keine gekonnte Komposition, kein diffiziler Bildaufbau – schnelle, aus dem Handgelenk (und scheinbar ungelenk) geworfene Pinselstriche. – Wichtiger Bestandteil von Schwontkowskis Bildsprache sind auch die Bildtitel, die die Motive ihrer Alltäglichkeit entheben und sie in einen eigentümlichen Schwebezustand versetzen. Was sich hier, im Zwischenraum von Bild und Sprache, ereignet, wirkt einer-seits spontan – ein glücklicher Einfall –, ist anderseits jedoch von einer Präzision, die an der Unmittelbarkeit der Bildfindung zweifeln lässt. Im Hin und Her zwischen Bild und Sprache wird der Bildgedanke so geschärft, „dass von ihm im besten Falle so etwas wie eine immerwährende Plötzlichkeit ausgeht“ (NS). So verdankt sich Schwontkowskis Malerei nicht einfach der Intuition, und sie ist alles andere als unreflektiert. Beziehungsreich spielt sie auf unterschiedliche bildkünstlerische Traditionen an – nährt sich aus der Romantik, aus der ostasiatischen Kunst, und nicht zuletzt auch aus der Poesie und dem Sprachwitz des Surrealismus.
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2015 Der rote Faden

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2015 Birgit Antoni: Kino
2014 Schwindel der Wirklichkeit
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2014 Achim Lengerer
2014 Bruno Jakob
2013 zeigen verhüllen verbergen

2013 Eucharistie
2013 Norbert Schwontkowski
2013 Pascal Schwaighofer
2012 Art is Liturgy – Paul Thek

2012 Leiko Ikemura
2012 Kunst-Station St. Peter
2012 Volker Saul
2012 Jaromir Novotny
2011 Birgit Antoni
2011 denken

2011 Philipp Wewerka
2010 Mischa Kuball
2010 Noli me tangere!

2010 Heinrich Küpper
2010 Robert Haiss
2010 Renate Köhler
2010 Georg Baumgarten
2009 Stefan Wewerka
2009 Hinterlassenschaft

2009 Koho Mori-Newton
2009 Hermann Abrell
2008 Heiner Binding
2008 Der Mensch verlässt die Erde

2007 Der unendliche Raum…

2006 Im Garten der Wirklichkeit II
2006 Werner Schriefers
2006 Im Garten der Wirklichkeit I
2005 Schenkung Egner
2005 Leiko Ikemura
2005 Arma Christi
2005 Hans Josephsohn
2005 Die koptischen Textilien
2005 Birgit Antoni
2004 Monika Bartholomé
2004 Max Cole
2003 Reliquienkreuze
2004 Heinrich Küpper
2003 Martin Frommelt
2003 150 Jahre!
2002 Attila Kovács
2002 Herbert Falken
2002 Peter Tollens
2001 ars vivendi
2001 Peter Zumthor
2000 Volumen
2000 walkmen
2000 Die Schenkung Härle
2000 Kinderzeichnungen
2000 Über die Wirklichkeit
1999 Andor Weininger
1999 Joseph Marioni
1999 Andy Warhol
1998 Kunsthalle Baden-Baden
1998 Glaube und Wissen
1998 Stephan Baumkötter
1998 Bernd Ikemann
1998 Kabakov Pane u.a.
1998 Hildegard Domizlaff
1997 Cage Tsangaris u.a.
1997 Richard Serra
1997 Manos Tsangaris
1997 Kunst-Station
1997 Klaus vom Bruch
1997 Über den Ort: Kolumba
1996 Über die Ambivalenz
1996 Chris Newman
1996 Peter Tollens
1996 Wolfgang Laib
1996 Über die Farbe
1995 Frühchristliche Kunst
1995 Mischa Kuball
1995 Palast der Kunst
1995 Horn Falken Michals, u.a.
1995 Monika Bartholomé
1993 Tápies Thek Tuttle u.a.
1992 Vaticana
 
www.kolumba.de

KOLUMBA :: Ausstellungen :: 2013 Norbert Schwontkowski

1. Mai bis 18. August 2013
Norbert Schwontkowski
The Inner Architecture of a Painting

Im vergangenen Jahr wurde erstmalig der Kunstpreis der Stiftung Dieter Krieg verliehen. Der Preis ist verbunden mit einer Ausstellung in Kolumba, das Preisgeld liefert den Sockelbetrag für den Ankauf eines Werkkonvolutes für die Sammlung. – Erster Preisträger ist der 1949 geborene und in Bremen und Berlin lebende Maler Norbert Schwontkowski. Seine Bilder spiegeln die großen, existentiellen Fragen; sie tun dies jedoch weder mit Pathos noch mit Schwere. Vielmehr sind sie von einer spielerischen Leichtigkeit, einer Klarheit und leisen Heiterkeit, die immer wieder von Neuem berührt. Schwontkowski interessiert sich für die Condition humaine, die Natur des Menschen, und lotet deren Licht- und Schattenseiten aus. Mit wachem Blick durchstreift er die Welt und findet dabei unauffällig alltägliche Szenen und Ereignisse, die von den Bedingungen und Begrenzungen menschlichen Daseins berichten. Sein Interesse gilt dabei den kleinen Sorgen genauso wie den großen politischen Fragestellungen. Oder, wie er selbst es umschreibt: „Das ist ja mein großes Thema: Ich habe als Künstler keine richtige Baustelle, ich beschäftige mich mit nichts Konkretem. Ich habe nur dieses eine, allermenschlichste Thema, Leben und Tod – aber eben konzentriert auf den wesentlichen Punkt. Das ist mir Geschichte genug.“ – Malerei ist Erinnerung – in den Bildern Schwontkowskis wird dieser mit dem Medium verbundene Anspruch ganz konkret erfahrbar: Seine Arbeit ist eine Arbeit am Bildgrund; Schicht um Schicht wird das Material auf- und wieder abgetragen, werden mit schnellen Gesten tiefer liegende Bildschichten wieder ans Licht geholt. Sichtbar wird diese gleichsam archäologische Arbeitsweise nicht nur an den differenzierten Oberflächen, die sich im Laufe der Zeit auch verändern, sondern auch an den Bildrändern, wo sich die Farbmasse zu einem plastischen Kantenverlauf ansammelt. Manche Bilder entfalten ihre Wirkung langsam, wecken konkrete Erinnerungen, eröffnen bei längerer Betrachtung allegorische Räume und werden zu eigentlichen Sinn-Bildern. Andere hingegen sind von größter Unmittelbarkeit; sie wirken, als hätte sie der Maler spontan auf die Leinwand geworfen. Keine gekonnte Komposition, kein diffiziler Bildaufbau – schnelle, aus dem Handgelenk (und scheinbar ungelenk) geworfene Pinselstriche. – Wichtiger Bestandteil von Schwontkowskis Bildsprache sind auch die Bildtitel, die die Motive ihrer Alltäglichkeit entheben und sie in einen eigentümlichen Schwebezustand versetzen. Was sich hier, im Zwischenraum von Bild und Sprache, ereignet, wirkt einer-seits spontan – ein glücklicher Einfall –, ist anderseits jedoch von einer Präzision, die an der Unmittelbarkeit der Bildfindung zweifeln lässt. Im Hin und Her zwischen Bild und Sprache wird der Bildgedanke so geschärft, „dass von ihm im besten Falle so etwas wie eine immerwährende Plötzlichkeit ausgeht“ (NS). So verdankt sich Schwontkowskis Malerei nicht einfach der Intuition, und sie ist alles andere als unreflektiert. Beziehungsreich spielt sie auf unterschiedliche bildkünstlerische Traditionen an – nährt sich aus der Romantik, aus der ostasiatischen Kunst, und nicht zuletzt auch aus der Poesie und dem Sprachwitz des Surrealismus.